Spielstätte bei den WPFG in Chengdu
World Police and Fire Games 2019 in Chengdu China

Vorbereitung

November 2018: die Seite zum Registrieren ist geöffnet, es kann endlich losgehen. Die Zeitpläne sind da, der Urlaub kann geplant werden.

Die World Police and Fire Games finden alle 2 Jahre in einer anderen Stadt statt. Belfast, Fairfax, Los Angeles und jetzt Chengdu. Es sind Spiele nur für (wie der Name schon sagt) Mitarbeiter der Feuerwehr, Polizei, Zoll und Justizvollzugsbeamte.

Auch wenn sie recht unbekannt ist, ist es doch eine Großveranstaltungen mit um die 10.000 Teilnehmer. Ausgetragen werden 59 Disziplinen, Schwimmen, Leichtathletik, viele Ballsportarten, nur um ein paar zu nennen.

Ich selbst trete als aktiver Kreisliga-Spieler natürlich im Tischtennis an. Bei ein paar Spielen in der Vergangenheit habe ich mein Glück versucht und kam je nach Austragungsort mehr oder weniger weit im Wettkampf. Doch diesmal, im Land der Weltbesten Spielern, wie weit wird es diesmal reichen?

Um es vorweg zu nehmen, die Konkurrenz war riesig (100 Teilnehmer), die Qualität auch in meiner Altersklasse (Ü50) enorm. Aber dazu später mehr.

Zuvor wollte ich die Zeit nutzen und an der Spielstätte, einer sehr bekannten TT-Schule in Chengdu, ein paar Tage trainieren. Dazu habe ich die Schule auf Englisch angeschrieben, erhielt aber  keine Antwort. Den zweiten Versuch unternahm ich dann über das Reisebüro. Ergebnis: Ja, ich darf kommen und von Montag bis Samstag in der Halle unter Traineraufsicht bei Vollpension trainieren.

Meine Vorfreude war groß, auch da ich selbst als Jugendtrainer in Deutschland aktiv bin. Wie wird dort trainiert? Welche Gedanken, Ziele, Philosophien werden verfolgt.

Zwei Wochen vor Abflug kam eine Mitteilung aus dem Reisebüro, wir müssen umbuchen. Alle Nicht-Chinesen (galt nur für die Teilnehmer der Spiele) sind in der Schule nicht erwünscht. Zum Glück hatte ich mir ein Reisebüro mit Chinesischen Mitarbeitern herausgesucht. Die haben eine andere Unterkunft und einen Tischtennisverein für mich gefunden. Hier konnte ich täglich mit einem Trainer meine mehr oder weniger vorhandenen Fertigkeiten verbessern. Somit war auch dieses Hindernis beseitigt.

Anreise und Extra-Training

Zwei Wochen später ging es los. Auf zum Frankfurter Flughafen und 9 ½ h später Landung in Chengdu. Durch die Zeitverschiebung (China +6h) war es 6 Uhr am Morgen und mir fehlte eine komplette Nacht. Nach diversen Passkontrollen, die Teilnehmer der WPFG hatten einen eigenen Durchgang, wartete am Ausgang der Shuttlebus.

Der brachte uns zur Akkreditierung, also zur Anmeldung.
In Chengdu waren natürlich Pandas Maskottchen Anmeldung

Da wir die ersten Teilnehmer vor Ort waren, durfte ich gleich für Fotos posieren. "Langnasen" sind in Chengdu (noch) sehr selten.

Die Teilnahmebestätigung war gleichzeitig ein Freifahrtschein für alle öffentliche Verkehrsmittel in der Stadt. Ein Luxus, den ich in den nächsten Tage reichlich nutzen werde. Leider war die nächste Metrostation 15 min zu Fuß entfernt. Eine Wegbeschreibung hatte ich zwar erhalten, aber irgendwie habe ich mich doch verlaufen. Also bewährte Taktik: einfach durchfragen. Nur ein weiteres Hindernis tauchte auf. Wer spricht Englisch? Ich hatte zwar eine Metrokarte mit Schriftzeichen dabei, aber was heißt, gehe rechts oder links?

Dann traf ich einen Papa mit seiner kleinen Tochter. Kein Englisch aber er verstand trotzdem was ich suchte. Er führte mich zur Metrostation, er half mir beim umsteigen und mittels Routenplaner auf seinem Handy fanden wir mein Hotel. Ich war gerührt über solch eine Hilfsbereitschaft.

Das Hotel war klein (nur 19 Stockwerke) und fest in der Hand der Einheimischen. Auch hier war keine Verständigung auf Englisch möglich.

Nach ein paar Stunden Schlaf wollte ich unbedingt meine Trainingsstätte kennenlernen. Hierfür hatte ich mir in Deutschland eine Wegbeschreibung ausgedruckt, sowie  den Namen in Chinesischen Schriftzeichen. Diesmal klappte alles reibungslos ich konnte den Verein bzw. die Halle auf Anhieb auf dem Dach eines sehr in die Jahre gekommenen Gebäudes finden. Und ich hörte sofort mein so geliebtes Geräusch der geschlagenen Bälle.
Eingang zur Trainingsstätte

Kaum in der Halle kam ein junger Mann auf mich zu, fragte auf Englisch nach meinem Namen und erklärte mir wer er sei. Schnell die Hose aus und die Sportschuhe angezogen.

Es wird spannend. Was wird von mir erwartet? Wie hoch ist das Niveau?

Gleich am Anfang der ersten Einheit begannen wir mit einem Balleimer. Ich denke er wollte testen, wie gut ich bin und was ich leisten kann. Und nach ein paar Minuten verlangsamte er das Tempo, die Ball-Wege wurden einfacher. Ups: durchgefallen?

Aber ich möchte lernen, ich möchte mich verbessern. Anschauen wie auf Chinesisch geübt/ trainiert wird.

Schweiß-Bad am Tisch
Nach 6 Einheiten à 2 1/2 h kann ich sagen: viel geschwitzt (in der Halle waren 31-33 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von 60-80%), aber auch viel gelernt. Die Übungen werden sehr lange gespielt, mit vielen Wiederholungen. Es wird sehr viel Wert auf Ballsicherheit gelegt (z.B. 200 Wiederholungen ohne Fehler). Dann die Schlaghärte, die Beinarbeit und zum Schluss der Topspin. Alles natürlich mit Vor und Rückhand.

Die World Police and Fire Games

Donnerstags Abend fand in einem Stadion die Eröffnungsfeier statt. Ähnlich wie bei den Olympischen Spielen laufen die einzelnen Nationen zusammen in ein Stadion ein.
Einmarsch der Nationen

Danach beginnt der offizielle Teil. Ein paar Reden, diesmal sehr kurz (ganz anders als in Amerika) und eine unglaubliche Show begann. Knapp 40 min wurden wir Sportler auf das Herzlichste begrüßt.

Am Sonntag begann mein Turnier zuerst in der Doppelkonkurrenz. Gespielt wird in vierer Gruppen, die ersten zwei kommen in eine KO-Runde. Bei den Unter-50-Jährigen dürfen die letzten Zwei in einer B- Kategorie im KO-System weiterspielen.

Unsere Spielstätte (siehe oben) befand sich im dritten Stock und ist klimatisiert. 16 Boxen mit viel Platz. Ein Luxus nach all den Tagen Dauerschwitzen.

Mein Doppelpartner kommt aus Spanien und spielt auf der Rückhand eine lange Noppe. Er agiert eher passiv, ich musste die offensive Rolle übernehmen, was auch eher meiner Spielanlage entspricht. Und es funktionierte, mit 2:1 Siegen kamen wir als Tabellen-Zweiter in die KO-Runde. Allerdings bekamen wir gleich im ersten KO-Spiel eine Lehrstunde. Unsere Lücken: schnelle Bälle auf die Noppe, Tempowechsel auf meine Rückhand und drei deutliche Sätze beendeten für uns die Doppel-Konkurrenz.

Aber ich bekam eine Ahnung davon, was mich am Montag in den Einzeln erwartet: Ein sehr gutes Aufschlag-/Rückschlag-Spiel, konsequentes Angriffsspiel, sehr variables Spieltempo und unglaublich viel Spinn in den Bällen. Und viele Spieler mit einer Penholder-Schlägerhaltung.

Und genau damit hatte ich am meisten zu kämpfen. Ungewohnt war gerade der Rückhand Block, mal um das Tempo zu verändern, mal um Über-/Unter-Schnitt zu erzeugen. Leider konnte ich die Returns oft nicht richtig lesen, nicht einschätzen was für ein Tempo/ Spinn zurückkommt. Mir fehlte das Handgelenk zum Beobachten.

Nach drei Spielen, einer Bilanz von 1:2 waren meine World Police and Fire Games in Chengdu China beendet.

Aber durch die vielen Einheiten im Vorfeld habe ich viel mitgenommen. Daheim werde ich mir Gedanken machen was lasse ich ins Kindertraining einfließen, was werde ich versuchen für mich selbst zu übernehmen. Mein Trainer hat sehr gerne mit seinem Handy gearbeitet, mir immer wieder kleine Videos gezeigt. Ma Long hat in China einen eigenen Videokanal mit kleinen Lehrvideos: Vorhand, Rückhand, Beinarbeit. Das hat viele Worte ersetzt.

Erholung

Danach habe ich für 12 Tage den Schläger in den Koffer gepackt und China erkundet. Auch das ist eine Reise wert.

In Shanghai gab ich doch einmal der Tischtennis-Sucht nach. Hier ist das offizielle Table Tennis Museum der ITTF. Im Erdgeschoss wird ausführlich die Geschichte unseres geliebten Sports erzählt. Ein Stockwerk höher ist dem Chinesischem Ping Pong gewidmet. Das allem bei freien Eintritt.
Tischtennismuseum

Ich hoffe das war nicht mein letzter Besuch in einem Land mit Menschen die mir „Langnase“ mit einer sehr offenen und herzlichen Art begegnet sind. Menschen die immer ein Lächeln auf den Lippen hatten.